TeTautua, Haie und kleine Fische

TeApiti
Peter Heer / Gisela Roll
Sat 10 Sep 2011 20:38

10.09.2011 Penrhyn, TeTautua, Haie und kleine Fische

Am Morgen (Donnerstag) gehen wir an Land. Eine Gruppe von Frauen und kleinen Kindern winkt uns heran, wir sollen in die und die Richtung gehen. Alle seien dort, es gibt „Kaikai“., das ist ein grosses gemeinsames Festessen, aus welchem Anlass auch immer. Diesmal wird das Grabmal eines Mannes gebaut- aus Beton-, der schon vor vier Jahren gestorben ist. (Wir hinterfragen das. Das hängt von der Familie ab, wann das geschieht. Die Gräber sind wirklich nur grosse rechteckige Betonklötze, manchmal mit Grabsteinen, auf denen ein Bild des oder der Verstorbenen ist. Die meisten aber ziemlich verwahrlost. Die Lady Penrhyn liegt hier auch, ihr ship wrecked here.)Die jüngeren Männer arbeiten mit dem Betonmischer seit 8 Uhr und wenn die 3x4m grosse Grabstätte fertig ist, wird gemeinsam gebetet, Klagelieder gesungen und anschliessend gegessen. Alle Familien haben etwas dazu beigesteuert. Derweil gibt es die verschiedenen Grüppchen. Die älteren Männer sitzen mit dem assistent minister zusammen, der hat sich extra in lange Hosen geschmissen. Die Frauen hocken zusammen und sind eifrig dabei fans zu flechten oder das Material dafür zu zubereiten: die gekochten Palmenfäden müssen wieder gestreckt und nach Dicke sortiert werden. Ich frage eine, wie lange es denn dauert, so einen fan zu flechten. Sie meint, sie schaffe drei am Tag. Worauf ihre Nachbarin sagt, sie sei etwas langsamer, bei ihr dauert es dreifach so lange.

Die auf einer Lastwagenfläche transportierten Speisen sind an einem langen Tisch aufgebaut. Als die letzte Ladung Beton aufgebracht und verstrichen ist, versammeln sich alle um den minister. Er hält eine Rede in Penrhyn-Dialekt, begrüsst uns in Englisch. Und dann beginnen sie zu singen: zwei Frauen singen solo ein Klagelied, eine junge und eine alte, die Gemeinde stimmt ein. Es ist so unglaublich und berührend, dass mir fast die Tränen kommen. Der minister hält ein langes Gebet in dieser vokalreichen Sprache. Und endet mit Amen. Das Fest ist eröffnet bzw. wir werden aufgefordert uns zu bedienen: Fisch, Schwein und Huhn, dazu Reis, wenige Kartoffeln, Brot bzw. sie nennen das flour, süss, fast eher Kuchen und eine Art scones und Brotfrucht. Alles auf einem Teller und mit Händen zu essen! Ich tue mich etwas schwer mit dem Reis in der Hühnersuppe. Dazu Limonade aus Kühlboxen. Gegen 1 Uhr ist alles vorbei. Abräumen, gemeinsames Abwaschen, die älteren Damen haben wieder ihre Flechtarbeiten aufgenommen und alle verstreuen sich.

Peter hat für mich einen Auftrag eingeheimst: einen Kuchen backen für ein Mädchen, das am Samstag vier Jahre wird. Wir werden noch von „Bana“ gefragt, ob er an Bord kommen könne, er wolle seine Frau mitbringen. Ja, 15 Uhr. Sie kommen und wieder beginnt das „traden“. Das Problem ist, wir brauche ja nicht richtig etwas, was sie anbieten können. Aber sie brauchen ganz viel. Also Küchenhandtücher, Bohrer, Taschenlampe wechseln den Besitzer im Gegenzug zu Muschelkette, Papaya und kleiner Muschel mit “natural pearl“ und an Land sollen wir noch Kokosnus bekommen. Hat sich wohl herumgesprochen, dass wir Kokosnuss gern haben, was hier an die Schweine verfüttert wird.

Den Rest des Tages verbringen wir an Bord. Es gibt ja immer etwas zu tun. Ich möchte wieder Austern abschleifen. Um uns herum schwimmen 6 bis 7 Haie, ça 1m bis 120cm lang. Wir haben sie auch schon am Ufer in einer kleinen Bucht bei den Häusern gesehen, wo sie Küchenabfälle fressen. Auch Black-Tip-Haie und grosse hübsche Fische mit gelben und blauen Flossen schwimmen um uns herum. Wir wollen schnorcheln gehen, bzw. Peter will durch den Pass, ich eigentlich gar nicht. Heute Freitag geht es also mit Nina zum Pass. Ich möchte eigentlich mal wieder gar nicht, überwinde mich. Wir sind aber enttäuscht. Das Wasser ist hier gar nicht so klar und so viele Fische hat es auch nicht. Haben schon besseres erlebt. Vielleicht sind wir an der falschen Stelle. Wir gehen noch am Ufer entlang und ich werde entschädigt: wunderhübsche  grosse Muscheln.

Kuchenschlacht , aber nicht am Buffet sondern in unserer galley. Das Problem ist, unser Ofen ist leider nicht so zuverlässig genau wie zuhause und wir haben auch nur relativ kleine Backformen an Bord. 1. Versuch: Biskuit-Teig in der Bratenpfanne: geht nicht auf, zäh wie Gummi. 2. Versuch: Teig in einer runden Form mit mehr Hitze: verbrennt. 3. Versuch: anderes Mehl und einen Rührkuchen in einer Kastenform: gelingt. Der soll jetzt noch aufgeschnitten werden und mit Schokocreme und Bananencreme gefüllt werden. Peter verkündet vollmundig, dass wir ja einen Kuchen backen sollen, worauf Teina, Banas Frau meint, sie möchte für Sonntag, Kaikai nach der Kirche, auch einen. Da haben wir den Salat! Sie gibt uns auch Eier mit, winzig kleine und von denen waren auch schon zwei…nach ich würde sagen angebrütet. Ich bin etwas genervt. Zuhause, beim monatlichen Kaffeeklatsch backe ich immer liebend gerne Kuchen und meine Kaffeeklatschtanten (nicht wahr, ihr Lieben?) essen auch meistens mit Begeisterung. Meine Vorstellung von einem Geburtstagskuchen ist auch rund mit Kerzen. Peter tröstet mich, sie hätten ja keine Idee davon.

Wir wollen eigentlich am Sonntag nach dem Kirchgang abreisen, zumindest auf die andere Seite, die ausstehenden fees bezahlen und Montagmorgen in aller Frühe durch den Pass. It is forbidden! No, you will go directly into jail at Omuka!  Es wird ein running gag. Sie sind sehr strickt mit ihrem Sonntag, nichts darf gemacht werden, nur schlafen und essen- und 3mal in die Kirche: um 6 um 10 und um 3 Uhr. Das Schlagen des Gongs zum Kirchgang ist Aufgabe der Männer und wechselt wöchentlich.

Heute morgen mal wieder eine kleine Hiobsbotschaft. Der Wassermacher leckt am Hochdruckschlauch. Wir haben kein Ersatzteil. Die Toilette wird auf Salzwasser umgestellt. Ein Tank ist noch voll und wir haben noch 50 l Reserve in Kanistern in der Bilge. Das reicht.

Morgen ist für uns um 10 Uhr Kirchgang angesagt. Die Kirche soll wunderhübsch sein. Fotografieren streng verboten. Wir sind gebeten worden, unsere Daten in ein Insellogbuch zu schreiben. Die verschiedenen Eintragungen haben immer wieder den Gesang erwähnt. Eine Kostprobe haben wir ja schon erleben dürfen. Wir sind gespannt.

 

                     

                            Alles Banane!                                                          Haie in der Jetty warten auf Küchenabfälle

   

 

Betonieren und Kaikai

 

 

Die fleissigen Damen und ein werdender Hut

 

               

Die Kirche (nur von aussen erlaubt)

 

 

Lady Penrhyn