Vanuatu - Efate - Port Vila

Blog von Outer Rim
Thomas
Sun 15 Oct 2017 05:11
17:44.224S 168:18.409E
Auch heute legen wir im Dunkeln ab. Aber dieses Mal ist die Ausfahrt kein
Selbstgänger. Die Gaspard Bay ist von mehreren Korallenbänken eingefasst und
einige Untiefen müssen bei Ein- und Ausfahrt umfahren werden. Das macht man
eigentlich nicht im Dunkeln. Da wir aber bereits drei eigene Tracks – zwei
Einfahrten und eine Ausfahrt – hatten, konnten wir die Fahrt im Dunkeln wagen.
Mit Sonar und Echolot tasteten wir uns entlang der Tracks hinaus und kamen ohne
Zwischenfall ins offene Wasser. Draußen war dann klar, dass die Strecke nach
Vila anstrengend werden wird. Der Wind bläst nicht wie gewünscht aus Ost oder
Ost-Süd-Ost sondern aus Südost. Das heißt Segeln hart am Wind. Der erste Schlag
musste sogar ein Holeschlag sein, da wir uns vom Außenriff der Maskulin Islands
weg arbeiten müssen. Also segeln wir nach Ost-Nord-Ost statt nach Süd-Süd-Ost.
Erst nach einer Stunde gehen wir auf Südkurs und segeln hart am Wind Richtung
Efate. War der Wind anfangs frisch, flaute er in der Nacht etwas ab. So war das
Segeln eigentlich recht angenehm. Nur wurde dann am Morgen klar, dass wir ohne
Kreuzen Vila nicht erreichen werden. Wir rechnen und kommen zum Schluss, dass
wir für die letzten 35 Meilen Luftlinie bis zum späteren Abend brauchen werden
wenn wir kreuzen. Eigentlich hat dazu keiner große Lust. Also entscheiden wir
uns, den Motor zur Hilfe zu nehmen. Gegen etwas Welle und 20 Knoten Wind zu
motoren erscheint machbar. Unser Schiff war da aber scheinbar anderer Meinung.
Nach einer knappen Stunde Motorfahrt dann aber der Gau: Das Brummen der sich
drehenden Welle ist plötzlich weg. Der Motor bleibt bei 1.800 rpm, aber
scheinbar hat er die Welle abgekoppelt. Versuche, die Motorfahrt wieder
aufzunehmen, scheitern. Scheinbar ist das Getriebe kaputt. Ist ja gut, das so
was nicht in einer engen Passage mit Korallen rings herum passiert sondern auf
offener See. So gehen die Fock und das Groß hoch und wir nehmen das Kreuzen
wieder auf. Für Stunden arbeiten wir uns so in Richtung unseres Ziels. Erst wird
die Südwestecke von Efate erarbeitet, dann geht es in den Hafen von Port Vila
hinein. Es heißt immer, dass Kreuzen bedeutet: 2fache Strecke, 3fache Zeit und
5facher Ärger. Und das ist auch heute so. Für den Teil der Strecke, der komplett
gegen den Wind ist brauchen wir tatsächlich eine Stunde für zwei Meilen. Bei der
Einfahrt in die Bucht von Vila kommt uns dann auch noch australisches
Kriegsschiff auf Kollisionskurs vorbei. Nein, wir geben keinen Luvraum ab,
weichen nicht aus. Das scheint der Kapitän dann zu verstehen und dreht ab. Gut
gemacht. Gleich anschließend noch das gleiche Spiel mit einem lokalen
Kleinfrachter. Da sind wir uns nicht so sicher, ob der STeuermann auch wirklich
die KVR kennt und schalten unsere Decksbeleuchtung als Warnung an. Das versteht
er dann auch und fährt dicht in unsrem Lee vorbei. An Deck sitzen Arbeiter oder
Passagiere, die freudig gröhlend zu uns rüber winken. Aber auf uns wartet noch
der schwerste Teil der Fahrt: das Ankermanöver. Die Bucht von Vila ist so
ausgesucht, dass sie gut geschützt vor dem Wind ist. Das heißt aber auch, dass
man sich schwer tut, dort hinein zu segeln. Für uns sind gerade noch 6-7 Knoten
Wind verfügbar. Unter Fock und Groß arbeiten wir uns immer weiter in die Bucht
hinein. Nur schwer sind die anderen Ankerlieger erkennbar. Normalerweise fährt
man unter Motor ein und sieht sie die Situation an. Aber das ist heute nicht
möglich. Wir kreuzen hinein und müssen nach Karte einen relativ tiefen Punkt zum
Anker werfen auswählen. Vsevolod liegt am Vordeck und hält die Kettensperre
offen, die anderen arbeiten im Cockpit. Wir driften quer und lassen während der
Drift den Anker fallen ... auf 33 Meter. Es hat geklappt. Der Anker sitzt und
kein Riff ist im Weg. Jetzt können wir auf Fehlersuche
gehen. |